Rickards widersetzt sich dem Konsens

Sehr geehrte Leser,

Inflation ist das Gesprächsthema Nummer eins in diesen Tagen. Es gibt wortwörtlich hunderte von Artikeln, die sich mit der heiß laufenden Inflation in den zurückliegenden Monaten April und Mai befassen und sie alle rezitieren dieselbe Geschichte. Allerdings hat keiner dieser Artikel die notwendige Detailtiefe, um die Geschichte der heiß laufenden Inflation entweder zu bestätigen oder zu widerlegen.

Wir wissen, dass Basiseffekte für ca. 50 % des gesamten Anstiegs des Verbraucherpreisindex verantwortlich sind. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Preise nicht gestiegen sind. Der Anstieg bezieht sich lediglich auf ein relativ niedriges Niveau, aufgrund des starken Rückgangs im Vorjahr und daher ist der Anstieg nicht als sonderlich nachhaltig anzusehen.

Die Situation ist vergleichbar als würde man in ein 50 Meter tiefes Loch fallen und anschließend diese 50 Meter wieder nach oben klettern. Man hätte zwar einen starke Kletterleistung erbracht aber letztlich gelangt man nur zurück an den Punkt, an dem man zuvor gestartet ist. Netto hat man also nichts gewonnen und nichts verloren. Basiseffekte haben daher keinerlei Aussagekraft über die Zukunft.

Die restlichen 50 % des Preisanstiegs sind real. Sie spiegeln die aktuellen wirtschaftlichen Trends wider, die sich fortsetzen könnten (oder auch nicht). Die Gründe für den Preisanstieg sind:

  1. Unterbrechungen bzw. Störungen in der Lieferkette führen zu Engpässen. Dies macht sich vor allem bei Halbleitern bemerkbar, was wiederum die Automobilproduktion beeinträchtigt (Autos sind heutzutage Computer auf Rädern). Dieser Engpass hat sowohl den Verkauf von Neuwagen als auch den Verkauf von Gebrauchtwagen angekurbelt.
  2. Wirtschaftliche Wiedereröffnung. Nach 18 Monaten Quarantäne gab es kaum Zweifel, dass die Menschen bereit waren im Einzelhandel einzukaufen, in Restaurants zu essen und sich unterhalten zu lassen. In Kombination mit dem Arbeitskräftemangel, vor allem im Restaurant- und Einzelhandelssektor, gab es teils deutliche Lohnerhöhungen, die wiederum als höhere Verbraucherpreise weitergegeben werden.
  3. Konjunkturprogramm. Die Almosen der US-Regierung im Dezember und März letzten Jahres in Kombination mit den Rekorddefizitausgaben und anderen Sozialprogrammen, haben den Konsumausgaben einen Schub verliehen. Der angesprochene Schub ist zwar relativ schwach im Vergleich zu den ausgegebenen Geldern im Rahmen des Konjunkturprogramms (die erhobenen Daten zeigen, dass nur etwa 25 % der Hilfezahlungen in den USA für den Konsum verwendet werden), aber ein Schub ist ein Schub.

Diese drei Inflationsfaktoren sind etwas schwierig zu entwirren und es gibt einige Rückkopplungsschleifen. Wenn die Menschen zum Beispiel Hilfezahlungen erhalten und essen gehen, wird mehr Druck auf die ohnehin schon angespannten Lieferketten für Lebensmittel und Rohstoffe ausgeübt.

Es ist auch wichtig zu bedenken, dass sowohl der Verbraucherpreisindex als auch der Erzeugerpreisindex nicht monolithisch sind, sondern Körbe mit vielen unterschiedlichen Komponenten darstellen.

Die Leute laufen herum und schreien: „Die Benzinpreise steigen!“ und „Die Lebensmittelpreise gehen durch die Decke!“ Was diese Aussagen übersehen ist, dass sie sich selektiv auf leicht messbare und für jeden sichtbare Komponenten beziehen. Viele Preise gehen tatsächlich zurück. Kleidung ist billiger geworden. Die Preise für Unterhaltungselektronik sind gesunken, usw. Die wichtigere Frage ist: Wie geht es weiter? Sind die Faktoren, die zu den höheren Preisen geführt haben nachhaltig oder nicht?

Es hat den Anschein als sei der Preisdruck nach oben nur vorübergehend und nicht nachhaltig. Die Unterbrechungen in der Lieferkette sind real aber sie werden momentan wieder behoben. Die wirtschaftliche Wiedereröffnung gibt es nur einmal, danach geht es weiter wie gewohnt.

Der Arbeitskräftemangel ist ein Mythos. Es gibt zwischen 10-20 Millionen Arbeitnehmer in den USA im Haupterwerbsalter, die nicht erwerbstätig sind und nicht offiziell als arbeitslos gezählt werden. Zusätzlich kassieren weitere Millionen Menschen 35.000 US-Dollar pro Jahr an Arbeitslosengeld, die sich nicht auf offene Stellen, die lediglich 32.000 US-Dollar zahlen bewerben.

Sobald das Arbeitslosengeld ausläuft und bescheidene einmalige Lohnerhöhungen stattgefunden haben, dürften diese Stellen besetzt werden. Auch hier ist der Preisdruck real, aber er ist ein einmaliger Effekt. Es gibt keinen wirklichen Arbeitskräftemangel, der eine kostentreibende Inflation verursacht, wie wir sie in den späten 1960er und 1970er Jahren erlebt haben.

Endlich ist die Stimulus-Parade vorbei. Präsident Biden wird vielleicht weitere 2 Billionen US-Dollar für Infrastrukturausgaben genehmigt bekommen, aber wir werden keine weiteren Regierungsgeschenke sehen, die den Einzelhandelsumsatz ankurbeln.

Infrastrukturausgaben brauchen Jahre bis ihre Wirkungen ersichtlich werden. Der kurzfristige Einfluss auf den Konsum wird gedämpft sein. Außerdem bedeuten höhere Benzinpreise, dass weniger Einkommen für Shopping und Kino zur Verfügung steht.

Da alle drei Stimulierungsfaktoren schnell verblassen, befinden wir uns also bald wieder in einer sogenannten Punk-Wirtschaft, die nicht wesentlich von derjenigen abweicht, die wir von 2009 bis 2019 hatten. Mit dem Unterschied, dass die kommende noch schlimmer ist, weil die angehäuften Schulden deutlich höher sind.

Der Anleihenmarkt stimmt dem zu. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasury-Note, die als Benchmark für die Inflation gilt, ist von 1,745 % am 31. März auf nur noch 1,375 % im Juni gefallen. Das ist ein enormer Rückgang in der Welt der Anleihen und kein Zeichen, das für eine heiß laufende Inflation spricht. Die Rendite signalisiert zumindest Disinflation und möglicherweise sogar Deflation. Der Anleihenmarkt hat eine weitaus bessere Erfolgsbilanz in Bezug auf genaue Vorhersagen als der Aktienmarkt, der Probleme nie kommen sieht und geradezu von diesen überrumpelt wird.

Diese Analyse steht im völligen Gegensatz zu den CNBC-Erzählungen über die Inflation. Ich gehe davon aus, dass die Zinsen niedrig bleiben, die Inflationserwartungen nicht erfüllt werden, die Fed die Zinsen nicht vor 2023 anheben wird und der Goldpreis seine jüngsten Verluste bald wieder aufholen wird.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Jim Rickards

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