Der Gesamtmarkt wackelt immer mehr, die Nervosität nimmt zu. Erste zyklische Aktien, die monatelang zu den großen Überfliegern gehörten, beginnen eine unbarmherzige Schwerkraft zu spüren. Und natürlich denken nicht wenige auch große Adressen in einem solchen Umfeld darüber nach, sich defensiver zu positionieren. Was normalerweise hieße: Jetzt schlägt die große Stunde der Energieversorger wie E.ON (ISIN:DE000ENAG999). Diesmal auch?
Das könnte so kommen, aber es muss nicht, denn die frühere Einschätzung der Versorger als eher langweilige, wenig volatile Aktien, die dafür eine satte Dividendenrendite und nach unten weniger Risiko aufweisen als konjunkturabhängige Titel, gilt so nicht mehr. Durch die Atomstrom-Wende und den Vormarsch der erneuerbaren Energien sind die Umsätze und Gewinne der Versorger deutlich sprunghafter geworden. Beileibe nicht in Dimensionen wie z.B. in der Halbleiterbranche. Aber doch ausreichend, um diese Aktien nicht zwingend als erste Wahl bei wankenden Aktienmärkten zu sehen. Was sich auch im Chart der E.ON-Aktie niederschlägt:
Da hätte heute Früh ein kleiner Run auftauchen müssen, wären die Versorger automatisch der sichere Hafen der Investoren. Gut, das Minus ist nicht allzu groß, aber das hilft nicht viel, weil es die Aktie an der Klippe zu einem erneuten Abwärtsimpuls stehen lässt. E.ON klammert sich zwar noch an das Umfeld der Supportzone 9,70/9,77 Euro, kommt aber nicht mehr darüber. Hinzu kommt, dass die aktuell bei 9,85 Euro verlaufende, fallende 20-Tage-Linie einen zusätzlichen Widerstand bildet, an dem Leerverkäufer gerne erneut auf den Kurs drücken.
Noch ist also von der alten Funktion der Aktie als „sicherer Hafen“ nichts zu sehen. Und ein Rücksetzer in die Region 9,10/9,17 Euro nicht auszuschließen. Vorsicht also vor althergebrachten Reaktionen, E.ONs Stunde hat bislang nicht geschlagen. Erst, wenn der Kurs über dieser 20-Tage-Linie bei 9,85 Euro aus dem Handel ginge, könnte man das Eis als gebrochen ansehen, bis dahin bleibt diese Aktie gefährdet.
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