Wenn irgendein Kursbild als Paradebeispiel für eine „Fahnenstange“ dienen kann, dann das, was die Aktie von amazon.com (ISIN: US0231351067) derzeit zeigt. Vor der Veröffentlichung der Ergebnisse des dritten Quartals Ende Oktober hatte die Aktie noch unter 1.000 US-Dollar notiert. Jetzt steuert sie auf 1.500 US-Dollar zu, stieg sogar gestern, als in den USA der Gesamtmarkt spürbar nachgab. Und das im Vorfeld der nächsten Quartalsbilanz, die morgen Abend nach US-Handelsende ansteht. Gewagt?
Durchaus. Denn dass man amazon.com derzeit Wunder zutraut, liegt weniger an der Entwicklung des Unternehmens als an der Hausse selbst. Je steiler, je schneller es nach oben geht, desto mehr Momentum-Trader springen auf den Zug und sagen sich: Die anderen werden schon wissen, warum sie kaufen – also, warum nicht mitziehen? Wenn das indes alle denken, kann es zu bösen Überraschungen kommen. Das wird sich morgen wiesen. Was wird seitens der Analysten im Schnitt erwartet? Die rechnen mit einem Umsatz von 60 Milliarden und einem Gewinn von 1,90 US-Dollar pro Aktie für das vierte Quartal. Das sollte angesichts dieser Super-Rallye tunlichst deutlich überboten werden, denn bei einem derartigen Kursanstieg steigen die Erwartungen mit. Und die Perspektive für das angelaufene erste Quartal bzw. für das Jahr an sich sollten beeindrucken. Dann kann diese Aktie tatsächlich weiter steigen. Wenn nicht …
… dürfte es hier ungemütlich werden. Das Handicap der Bullen ist, dass sie diese Aktie derart schnell nach oben gekauft haben, dass selbst die 20-Tage-Linie gerade einmal bei 1.300 US-Dollar angekommen ist. Sie ist die nächste Supportlinie – und fast zehn Prozent unterhalb des Schlusskurses vom Dienstag. Dennoch, eine andere, höher gelegene Orientierung für einen Stoppkurs, die mehr vorweisen könnte als Trading-Relevanz, findet sich nicht, was heißt: Vorsicht, amazon.com kann, wenn wirklich alles passt, tatsächlich noch höher laufen, bevor ein Rücksetzer ansteht. Aber ob der dann oberhalb des aktuellen Kurses bliebe, ist fraglich. Und nach unten ist reichlich Luft, was bedeutet, dass der Neueinstieg unmittelbar vor diesen Zahlen morgen äußerst riskant wäre.
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